LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, 

01. März 2023 | Andachten

gewiss ist Ihnen das Titelfoto im Kirchboten aufgefallen. Vielleicht haben Sie sich auch gefragt, warum ausgerechnet eine Baustelle abgebildet ist, die sakralen Gegenstände verdeckt sind und an der verspinnewebten Zwischendecke ein markantes Loch in den Blick fällt. 

Die Aufnahme ist in der Kirche in Grischow entstanden. Ihr Innenraum wird bald in neuem Glanz erstrahlen. Aber das Loch in der Zwischendecke, umgeben von mehreren kleineren, wird bleiben. Ja, selbst obwohl wir Teile der Decke erneuern und austauschen müssen, bauen wir um diese Löcher herum, so wertvoll sind sie. Es sind Mahnmale. Wunden, von Bombensplittern geschlagen, zu Narben geworden, die schmerzlich daran erinnern, dass es Verletzungen gibt, die Menschen nicht heilen können. 

Ich habe dieses Bild ausgewählt, weil es darin Parallelen gibt zu der Geschichte von Jesus Christus, die wir im Frühjahr hören: Jesus geht durch Leid und Schmerz den Weg ans Kreuz, damit die großen Verletzungen zwischen Gott und Mensch, die seit Menschengedenken bestehen – _Vertrauensbruch, Brudermord, die Angst vor dem Tod – _endlich geheilt werden. Wir hören von dem Wunder der Auferstehung: Plötzlich steht Jesus Christus am Ostermorgen mitten unter seinen Freunden und sagt: „F_r_i_e_d_e_ _s_e_i_ _m_i_t_ _e_u_c_h_!_“ _Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die zerlöcherten Hände und seine Seite (Joh 20,19f). 

Jesus ließ sich an seinen Wunden erkennen, während er ihnen zuruft: Friede soll sein! Wie hört sich so ein Satz an in unserer Zeit, wo die Angst vor Krieg und Eskalation groß ist? Friede soll sein! Nicht Verfall, sondern Aufblühen! Nicht nachtragen, sondern vergeben! Nicht zaudern, sondern mutig für das einstehen, was dem Leben dienlich ist! Seine Wundmale mahnen aber auch: Was am Kreuz geschah, wird nicht weggewischt oder vertuscht, nicht verharmlost oder vergessen. Der Auferstandene ist und bleibt der Gekreuzigte. Für immer werden wir daran erinnert, wie kostbar die Erlösung ist. 

Vielleicht betrachten Sie das Bild auf der Titelseite jetzt noch einmal neu. Und wenn Sie nachher die frisch sanierte Kirche besuchen, lassen Sie sich von den Granatsplittern fragen: Die Menschheit hat unglaubliche Dinge geschafft. Aber können wir auch den Frieden suchen und – _halten? 

Eine gesegnete Passions -und Osterzeit wünscht Ihnen 

Pastorin Sonja Reincke

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