Andacht 29.03.2024

30. März 2024 | Andachten

 


Predigt vom 29.03.2034


Mt 27,33-54 Predigt Karfreitag 29. März 2024

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus, und dem Heiligen Geist. Amen

Liebe Gemeinde, 

a) das Kreuz ist zum Zeichen unseres christlichen Glaubens geworden. In vielen Kirchen finden wir es an zentraler Stelle, auf dem Altar. Oft ist es künstlerisch gestaltet, in unzähligen Variationen. Viele tragen es auch als Schmuck um den Hals oder als Tätowierung am Körper. Manche einfach so, andere als Bekenntnis ihres Glaubens. Und wenn im Gottesdienst der Segen gesprochen wird, wird ein Kreuz dazu in die Luft gemalt. Wir werden also mit dem Kreuz bezeichnet. Für viele katholische Christen gehört es zum Alltag, sich selbst mit dem Kreuz zu bezeichnen, beim Segen oder beim Betreten einer Kirche. Und auch manche evangelische Christen tun das. Das Zeichen des Kreuzes gehört zum Christentum dazu. Es ist ein Markenzeichen oder ein Identitätsmarker, könnte man sagen. 

b) Dabei ist das mit dem Kreuz ja nicht so einfach. Wir haben in der Lesung gehört, wie Jesus gekreuzigt wurde. Er wurde hingerichtet, öffentlichkeitswirksam inszeniert. Seine Gegner triumphierten und spotteten über ihn. Ebenso wie viele andere, ja sogar die, die mit ihm gekreuzigt wurden. Die Kreuzigung war kein schneller Tod. Er konnte sich manchmal über Tage hinziehen. Bei Jesus ging es relativ schnell. Er wurde ja vorher schon misshandelt und geschlagen. Trotzdem waren es noch einige Stunden, die Jesus am Kreuz hing. Am frühen Nachmittag, um ungefähr 15 Uhr, starb Jesus. Am Kreuz zeigt sich das menschliche Elend. Da gibt es nichts zu beschönigen. 

c) Im Januar haben Pn. Reincke und ich mit den Konfirmandinnen und Konfirmanden über Jesus nachgedacht. Wir haben darüber gesprochen, was sie schon über Jesus wissen und welche Vorstellungen von Jesus Menschen haben. Wir haben dann auch geschaut, was die Bibel über Jesus erzählt. Und dann kam das Kreuz. Wir hatten in der Mitte im Gemeinderaum in Klatzow ein großes Kreuz aus schweren Feldsteinen gelegt. Und wir haben gemeinsam überlegt, warum Jesus sterben musste. 

c1) Zuerst haben wir zusammengetragen, was damals die Gründe waren. 

Jesus musste sterben, weil er zwischen die Mühlen der Politik geraten war. So kann man es ziemlich einfach sagen. Mit dem, was Jesus gesagt und getan hatte, war er aufgefallen. Doch das hatte nicht allen gefallen. Man kann dann weiter überlegen, wer seine Gegner waren. Die öffentlichen Vertreter der Religion gehörten dazu. Und dann kommt man irgendwann auf Pontius Pilatus, den Vertreter der römischen Ordnung. Und auch von Judas und seinem Verrat ist zu sprechen. Wir haben diese Gedanken als Stichpunkte mit einem roten Eddingauf das Steinkreuz in der Mitte geschrieben. 

c2) Das sind quasi äußere Gründe, warum Jesus sterben musste. Für unseren Glauben gibt es noch tiefere, innere Gründe. In diesem furchtbaren Geschehen am Kreuz steckt ein tieferer Sinn. Wir sagen: Jesus ist für unsere Sünden gestorben. Oder: Jesus starb, um uns mit Gott zu versöhnen. Oder auch: Jesus hat am Kreuz das menschliche Leid geteilt.

Dahinter verbergen sich große und tiefe Gedanken. Leicht gesagt, aber schwer zu verstehen. Zumindest haben sie für viele ihre Selbstverständlichkeit verloren. 

c3) Mit den Konfis sind wir darum noch einen Schritt weiter gegangen. Wir haben überlegt, was das Kreuz mit uns zu tun hat. Was sind Kreuze, die wir heute tragen? Was liegt uns schwer auf der Seele?

„Krieg“ sagte jemand. Wir haben das dann in grüner Schrift auf das Steinkreuz in der Mitte geschrieben. Der Krieg in der Ukraine betrifft uns nicht direkt. In Deutschland gehen keine Bomben nieder. Es sterben keine deutschen Soldaten an der Front. Möge es so bleiben. Und doch ist der Krieg ziemlich dicht. Wir hören, wie die Düsenjets über unseren Köpfen üben. In unserer Mitte leben Flüchtlinge aus der Ukraine. Und die Gefahr, dass der Krieg sich ausweitet, ist real gegeben. Ja, der Krieg in der Ukraine belastet uns.

Jemand anderes sagte „Krankheit“. Auch das haben wir aufgeschrieben. Manche Krankheit wiegt schwer. Auch Freunde und Familie sind davon betroffen und tragen mit.

„Streit“ sagte auch jemand. Und das stimmt. Ein richtiger Streit belastet einen. Man findet dann keine innere Ruhe, kann vielleicht sogar nicht schlafen. Mir zumindest geht es dann manchmal so. 

Die Konfis nannten dann auch „Verletzungen“. Dabei ging es nicht zuerst um eine körperliche Verletzung. Die Konfis dachten eher an Fehler, die man macht, womit man sich selbst nichts Gutes tut. Also Dinge, für die man sich schämt, könnte man sagen. 

c4) Das sind nur ein paar Beispiele. Wir könnten jetzt miteinander weiter überlegen: Was sind Kreuze, die Sie heute tragen? Was liegt Ihnen schwer auf der Seele? In Gedanken können wir das auf das Kreuz aus schweren Feldsteinen schreiben. 

d1) Die Steine, die die Konfis nun vor sich liegen hatten, waren wirklich schwere Steine. Sie wogen mehrere Kilogramm. Und auf ihnen waren gewichtige Gedanken geschrieben. Dinge, die die Konfis belasten. Wir haben dann die Steine genommen. Jeder und jede musste einen Stein tragen. Dann sind wir mit den Steinen vom Pfarrhaus losgelaufen bis an die Tollense. Eigentlich keine lange Strecke, aber mit den dicken Steinen im Arm wurde der Weg lang. Die meisten Konfis nahmen still die Aufgabe an und schleppten ihren Stein.

Unten an der Tollense haben wir die Steine dann in das Wasser geworfen und versenkt, haben zugeschaut, wie sie im Wasser versinken. Das war eine Befreiung. Denn die Steine waren wirklich nicht leicht. Und natürlich hat das auch Spaß gemacht, die Steine ins Wasser zu werfen. 

d2) Der Tod von Jesus wiegt schwer. Aber sein Tod bedeutet für uns, die wir an ihn glauben, eine Befreiung. 

Im Brief an die Kolosser heißt es einmal: „14Gott hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn aufgehoben und an das Kreuz geheftet.“ (Kol 2,14) So haben wir symbolisch all das, was uns belastet,auf das Steinkreuz geschrieben. Und so, wie wir die Steine in der Tollenseversenkt haben, so entsorgt Gott unsere Schuld am Kreuz. Und wir sind befreit. Dürfen aufatmen, befreit zurück ins Leben gehen. 

Und darum heißt es weiter im Kolosserbrief: „15 Gott hat die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet und sie öffentlich zur Schau gestellt und über sie triumphiert in Christus.“ (Kol 2,15)

Gott triumphiert in Christus. Da klingt natürlich Ostern schon mit an. Wir können Karfreitag nicht ohne Ostern feiern. Und so lässt sich das Kreuz auch nicht auf den Karfreitag reduzieren. Es wird zum Zeichen der Befreiung und des Lebens. Denn mit dem Kreuz hat Gott all die schweren Steine unseres Lebens auf sich genommen und getragen, in Christus. 

Amen

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen

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