Andacht 25.02.2024

26. Februar 2024 | Andachten

 


Predigt vom 25-02-2024


4. Mose 21,4-9 Predigt Reminszere 2024

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen

Liebe Gemeinde, 

a) der für heute vorgeschlagene Bibeltext führt uns in die Wüste. Gott hatte sein Volk aus der Sklaverei in Ägypten befreit. Doch das Volk war noch nicht gleich bereit, in das verheißene Land zu ziehen. Und so musste das Volk Israel 40 Jahre in der Wüste bleiben. Diese Zeit nähert sich nun dem Ende. Doch es treten neue Schwierigkeiten auf. Das Volk der Edomiter verweigert den Durchzug durch sein Land. Und so muss das Volk Israel wieder einen Umweg nehmen. Die Stimmung ist im Keller, wie man sich leicht vorstellen kann. 

b) Ich lese nun den Predigttext aus 4. Mose 21,4-9:

4Die Israeliten zogen vom Berg Hor weiter in Richtung Schilfmeer. Dabei nahmen sie einen Umweg um das Land Edom herum. Das Volk aber wurde auf dem langen Weg ungeduldig. 5Die Israeliten beklagten sich bei Gott und bei Mose: »Wozu hast du uns aus Ägypten herausgeführt? Sollen wir in der Wüste sterben? Nicht einmal Brot und Wasser gibt es hier. Wir ekeln uns vor dem schlechten Essen!« 6Darauf schickte der Herr Giftschlangen zum Volk. Viele Israeliten wurden gebissen und starben. 7Das Volk kam zu Mose und bat:» Wir haben Unrecht getan, als wir so mit dem Herrn und mit dir geredet haben. Bete zum Herrn, dass er die Schlangen von uns fortschafft! «Daraufhin betete Mose für das Volk.

8Der Herr antwortete Mose: »Fertige eine Schlange aus Bronze an und stecke sie auf ein Feldzeichen. Jeder, der gebissen wurde, soll sie ansehen. Dann wird er am Leben bleiben.« 9Da machte Mose eine Schlange aus Bronze und steckte sie auf ein Feldzeichen. Und tatsächlich: Wer gebissen worden war und die Bronzeschlange ansah, blieb am Leben.

c) Der harte Gott
Umwege machen nur die wenigsten gerne. Im Normalfall nimmt man den kürzesten Weg zum Ziel. Besonders ärgert man sich, wenn sich unerwartet ein Hindernis auftut. Und dann drängt einem der Umweg auf.

So ging es auch dem Volk Israel bei seinem Weg in das verheißene Land. Man kann als Leser den Frust noch empfinden. Und die Übersetzer der BasisBibel heben das noch hervor, durch die Betonung des „langen Weges“. 

Umso mehr überrascht die Reaktion Gottes. Sie erscheint sehr hart und ohne Mitgefühl. Giftschlangen fallen über das Volk her, und etliche sterben. 

Ist Gott so hart und gnadenlos? So ein Verhalten Gottes entspricht nicht den Vorstellungen, die viele sich von Gott machen. Gott müsste doch barmherzig seinund verständnisvoll. Er müsste doch viel mehr trösten als strafen. Kann ich mich so einem Gott anvertrauen? 

Ich mag solche Bibeltexte. Ich glaube zwar nicht, dass sie alles über Gott sagen. Aber sie erinnern mich daran, dass Gott nicht einfach ein besseres „Kuscheltier“ ist. Ein Glaube, der nur an Gott glaubt, um sich einfach besser zu fühlen, greift zu kurz. Denn ein Glaube, der nur auf guten Gefühlen aufbaut, kann schnell verfliegen. 

Gott ist heilig. Er geht nie vollständig in den Vorstellungen, die wir Menschen von ihm haben, auf. Wir können ihn nie ganz erfassen. Es gibt immer wieder Erlebnisse, die wir nur schwer mit Gott in Verbindung bringen können. Und so bleibt Gott auch oft rätselhaft und verborgen. 

d) Die heilsame Einsicht

Wie reagiert das Volk auf die Giftschlangen? Alle Empörung ist verflogen. Stattdessen bittet das Volk um Vergebung. Dahinter steckt eine tiefe Einsicht. Das Volk hat sich nicht nur ein bisschen im Ton vergriffen. Es hat sich ganz grundsätzlich gegen Gott gewandt. Es hat Gott angegriffen und in Frage gestellt.Aus Vertrauen ist Misstrauen geworden. Aus Glauben Unglauben. 

„Sollen wir in der Wüste sterben?“ hatte das Volk Gott entgegengeschleudert. Und Gott hatte geantwortet: „Ohne mich werdet ihr sterben. Ich ziehe mich zurück, und überlasse euch den Gefahren der Wüste.“ Gewiss, eine harte Pädagogik. Aber sie führte zum Ziel. 

Im Neuen Testament nimmt Paulus diese Begebenheit in der Wüste auf. Im Korintherbrief schreibt er, dass sie uns zum Vorbild aufgeschrieben wurde. Sie ist eine Warnung, Gott nicht zu versuchen. (1. Kor 10,9-10)

Wie kann man das verstehen? 
In der Bibel ist die Schlange ein Symbol für die Macht der Sünde. Davon lesen wir schon auf den ersten Seiten der Bibel, als die Schlange Eva verführt und mit ihr auch Adam. 

Wo Menschen sich von Gott abwenden, da wird die Sünde mächtig, da gewinnt siean Einfluss. Und die Sünde ist immer Ausdruck der Macht des Todes. Gott dagegen ist Leben. Wer sich von Gott abwendet, der stirbt. 

Diese theologische Grundeinsicht wird im heutigen Predigttext erzählerisch dargestellt. Da wird Theologie in eine Geschichte gefasst. 

Am Ende besinnt sich das Volk Israel. Es wendet sich wieder Gott zu. Und gewinnt damit wieder das Leben. 

„Einsicht ist der erste Weg zur Besserung“, sagt ein Sprichwort. Wer auf einem verkehrten Weg unterwegs ist, muss umkehren. Sonst kommt er nicht an. Wer mit dem Zug nach München fahren will, aber in einem Zug nach Hamburg sitzt, muss wieder aussteigen und umsteigen. Doch das kann man erst, wenn man den eigenen Fehler akzeptiert. 

Genau diese Einsicht hat das Volk. Darum wendet es sich wieder Gott zu. Es bringt neues Vertrauen auf. Es weiß eben doch, dass Gott barmherzig ist und gerne vergibt, wenn man ihn darum bittet. 

e) Die ungewöhnliche Rettung
Gott hört das Gebet des Volkes. Aber er lässt die Schlangen nicht einfach verschwinden. Stattdessen prüft Gott, wer ihm wirklich vertraut. 

Mose soll dazu eine Schlange aus Bronze anfertigen und auf eine Standarte setzen. So kann das Zeichen auch von weither gesehen werden. Wer nun gebissen wird, soll auf diese Bronzeschlange schauen – und er wird gerettet. 

Das klingt zuerst einmal merkwürdig, fast mystisch und magisch. Doch da steckt viel Sinn drin. 
Manchen Ängsten kann man ausweichen. Doch manchmal ist es nötig, sich seinen Ängsten zu stellen. Nur dann kann man sie überwinden. So ähnlich ist es mit dem Blick auf die bronzene Schlange. Mit ihr wird das Böse bewusst angesehen und damit kenntlich gemacht: das Gift der Schlange, die Sünde, die Vergiftung des Lebens und am Ende der Tod. All das Böse wird gebannt, wenn man es ansieht bzw. aufdeckt.

Zurück zum Bibeltext, in die Situation in der Wüste. Hilfe erfährt also der, der die bronzene Schlange anschaut. Ich stelle mir das schwer vor, wenn ich mir die Szene bildlich vorstelle. Unten am Boden wimmeln die Giftschlangen. Wer nach unten schaut, kann versuchen, ihnen auszuweichen. Wer nach unten schaut, bleibt aber auch im Bann der Schlangen. Seine Augen verfolgen, wie sich die Tiere bewegen. Und er kann nicht gleichzeitig in alle Richtungen schauen. Von allen Seiten droht die Gefahr. Wer im Bann der Schlangen ist, so könnte man sagen, bekämpft Symptome. Und wird doch immer wieder gebissen. Das Problem bleibt bestehen. 

Anstatt sich zu wehren und die Schlangen am Boden anzuschauen, soll das Volkwegschauen und auf das Zeichen der Rettung blicken. Das erfordert eine Menge Vertrauen. Und es erscheint geradezu paradox. Die Hilfe liegt im Loslassen aller Versuche, sich selbst zu retten. Und darin ist es ein Ausdruck des Vertrauens auf Gott. Ich kann mich nicht selbst von der Macht der Sünde befreien. Ich brauche Gottes Hilfe. 

Damit beginnt die Rettung. Wer Gott vertraut, wird gerettet. Er macht die Erfahrung: Gott ist stärker als die Schlangen, er ist stärker als die Macht der Sünde.

f) Das Kreuz
Die Geschichte von Mose, dem Volk und der bronzenen Schlange ist beeindruckend. Sie hat daher auch ein starkes Echo im Neuen Testament gefunden. In der Lesung des Evangeliums haben wir davon gehört. 

„Wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, auf dass alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.“ (Joh 3,14-15)

Die Geschichte von Israel und den Schlangen in der Wüste wird so zu einem Gleichnis. Es geht dabei um unser Leben in der Ewigkeit bei Gott. Nicht mehr der irdische Tod ist die Bedrohung, sondern der ewige Tod, die endgültige Trennung von Gott. Gott will sie nicht. Aber er lässt uns die Freiheit, auch ohne ihn zu leben. Doch das hat Konsequenzen. Schon jetzt, aber auch in Ewigkeit. 

Doch Gott will ja unsere Rettung. Die bronzene Schlange weist darum gleichnishaft auf das Kreuz von Jesus hin. Jeder, der auf Jesus schaut, wird gerettet werden. 

Dazu gehört zuerst die Einsicht, dass auch ich der Rettung bedarf. Anders gesagt, dass die Schlangen der Sünde auch um meine Beine wimmeln und mich beißen. Ich bin kein Mensch, der vor Gott gerecht ist. Sondern ich bin ein Mensch, der immer wieder auf Gottes Vergebung angewiesen ist. 

Und darum will ich auf das Kreuz von Jesus schauen. Denn am Kreuz sehe ich Jesus, der die Macht der Sünde und des Todes erleidet. Und er überwindet sie. Darum bin ich gerettet, mit Blick auf Jesus, heute und in Ewigkeit. 

Amen

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen

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