Andacht 04.02.2024

04. Februar 2024 | Andachten

 


Predigt vom 04.02.2024

Mk 4,26-29 Predigt Sexagesimae
4. Februar 2024

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus. Amen

Liebe Gemeinde,

ein Samenkorn wird ausgesät. Mit der Zeit geht es auf. Es wächst und gedeiht. Ähren reifen und bringen Frucht. 

Diese kleine Geschichte ist alltäglich. Sie sichert unser Überleben als Menschen. Ohne den Ertrag von Getreide und anderen Früchten, würde die Menschheit noch als Jäger und Sammler durch die Lande ziehen. 

Jesus erzählt mit dieser Geschichte uns nicht zuerst etwas über die Prozesse der Landwirtschaft. Das wusste damals jeder, wie die Feldarbeit funktioniert. Und das Prinzip ist den meisten von uns auch heute noch klar. Dabei arbeiten die meisten von uns gar nicht mehr in der Landwirtschaft. Und das, was die kleine Geschichte erzähltgilt immer noch, obwohl doch die tägliche Arbeit eines Landwirts sich erheblich verändert hat im Vergleich zu den Zeiten Jesu. 

Es ist immer noch so: ein Samenkorn wird ausgesät. Mit der Zeit geht es auf. Es wächst und gedeiht. Ähren reifen und bringen Frucht.

An diesem Vorgang veranschaulicht Jesus, wie es sich mit dem Reich Gottes verhält. Jesus hat viele Gleichnisse erzählt. Und er hat die Pointe dabei auch immer etwas verändert, um andere Aspekte zu betonen. Manchmal hat er die Geschichte so erzählt, dass die Samenkörner auf unterschiedlichen Boden fallen und dann unterschiedlich wachsen und gedeihen. (Mk 4,3-9) Ein andermal hat er auch davon gesprochen, dass Unkraut zwischen den guten Pflanzen wächst. (Mt 13,24-30) An dieser Stelle nun erzählt Jesus das Gleichnis quasi in seiner Grundform. Ganz schlicht und einfach. 

Das Samenkorn fällt in die Erde. Es wächst und gedeiht. Ähren gehen auf und Körner reifen. 

Die Pointe dahinter ist klar: Gottes Reich wächst. Es geht auf und bringt gute Frucht.Wenn wir das begriffen haben, dann haben wir das Entscheidende schon verstanden. 

Die Kirche ist zwar nicht das Reich Gottes. Das darf man nicht verwechseln. Aber ich frage mich doch, wie das Reich Gottes wächst. In unserem Land haben immer weniger Menschen einen persönlichen Glauben an Jesus Christus. Immer mehr kehren der Kirche den Rücken zu. 

Oder ich frage mich, wie Gottes Reich wächst, wenn ich über die Fälle von sexualisierter Gewalt im Raum der EKD lese. Solche Gewalt hätte es doch niemals geben dürfen. 

Bei uns scheint das Feld eher gerade brach zu liegen, wie im Winter. Und dass, obwohl viele kirchliche Mitarbeiter, ehren- wie hauptamtlich, sich mächtig ins Zeug legen und vieles versuchen. 

Und doch hält Jesus dagegen. Wie ein Samenkorn aus der Erde herauswächstund Frucht bringt, so auch das Reich Gottes. 

Um dieser schlichten Pointe willen übergeht Jesus in seiner kleinen Erzählung all die Arbeit, die der Bauer auch damals schon hatte. Nach der Aussaat scheint der Bauer in der Geschichte von Jesus fast faul zu sein. Er schläft und steht wieder auf, Nacht für Nacht und Tag für Tag, bis die Ernte reif ist. 

Jesus wollte damit nicht sagen, wie man sein Feld bewirtschaften soll. Seine Zuhörer wussten schon, dass es sinnvoll sein konnte, Unkraut zu jäten, das Feld vielleicht zu düngen oder zu bewässern oder den Erdboden aufzulockern. 

Jesus ist hier etwas anderes wichtig. Dass Samenkörner überhaupt aufgehen und es Wachsen und Gedeihen gibt, können wir Menschen nicht machen. Darin zeigt sich die Schöpferkraft Gottes. 

Und das hat sich im Grunde bis heute nicht geändert. Wir haben zwar die Grenze unseres Wissens enorm weit hinausgeschoben. Und mit der Gentechnik können wir sogar die Programmcodes von Samenkörnern gezielt verändern. Wir können auch die biochemischen Prozesse nachvollziehen, die sich beim Wachstum abspielen. Aber dass es überhaupt Wachstum gibt, das hat sich keiner von uns ausgedacht. Das ist Gottes Werk. 

„Wir pflügen, und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand.“ (EG 508) Es gilt immer noch, was Matthias Claudius so fein gedichtet hat.

Wir Menschen denken oft, dass alles an uns liegt. Wir sind einem regelrechten Machbarkeitswahn verfallen. Schon auf den ersten Seiten der Bibel zeigt sich dies, in der Erzählung vom Turmbau zu Babel. (Gen 11) Und das hat sich bis heute nicht geändert. Ja, es ist im Grunde genommen noch viel schlimmer geworden. Denn der westliche Mensch hat Gott schon längst abgesetzt. Alles scheint uns machbar. Es ist nur eine Frage der Zeit, könnte man sagen. Der Theologe Helmut Thielicke sagte in einer Predigt über dieses Gleichnis: „Die Titanic ist unsere Welt.“ Und der Mensch steht allein auf der Kommandobrücke. Da ist keiner mehr, auf den er sich verlassen könnte, der ihm zur Seite steht. Alles liegt an ihm. Der Kapitän Mensch hat das Kommando übernommen. Alles hat er an sich gerissen und nun hängt auch alles von ihm ab. Daraus erwächst der Übermut, alles regeln zu können, und die Verzweiflung,alle Probleme selbst lösen zu müssen. 

Ich finde, das kann man ziemlich klar an dem Umgang mit der Klimafrage in unserem Land sehen. Auf der einen Seite der Aktionismus der Regierung und auf der anderen Seite die Verzweiflung der Klimakleber. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich halte es für wichtig und richtig, dass wir unsere Energieversorgung umstellen und auch einen anderen Lebensstil einüben müssen. Doch sollte weder eine Umweltideologie noch die Verzweiflung unser Antrieb sein. 

Alles ist machbar. Mit dieser Maxime ist der Mensch überfordert. Jesus stellt dem eine andere Maxime gegenüber: Alles ist geschaffen. Der Mensch hat nicht alles in seiner Hand. 

Ein kleines Samenkorn kann uns das zeigenMit der Zeit geht es auf. Es wächst und gedeiht. Ähren gehen auf und Körner reifen. 

Gott wirkt in dieser Welt. Seine Herrschaft wächst, so wie das kleine Samenkorn. Gottes Reich breitet sich immer weiter aus. Was Gott begonnen hat, das bringt er auch zum Ziel. Er sagt: „Mein Wort kehrt nicht wieder leer zu mir zurück, sondern ihm wird gelingen, wozu ich es sende.“ (Jes 55,11) So haben wir es in der Lesung beim Propheten Jesaja gehört. 

In dieser Welt wirken nicht nur die Kräfte des Bösen und des Chaos. In dieser Welt wirkt nicht allein der Mensch, der soviel zerstört und durcheinander bringt. In dieser Welt wirkt auch Gott. Es gibt nicht nur eine Unheilsgeschichte, es gibt auch eine Geschichte des Heils. Gottes Herrschaft wächst. Gott bringt zum Ziel, was er sich vorgenommen hat.

Jesus fordert damit unser Vertrauen auf Gott heraus. Denn wir fragen uns zu Recht: Wenn Gottes Reich wächst, warum ist dann so wenig davon zu sehen? Wenn Gottes Reich wächst, warum gibt es dann noch soviel Not und Elend auf der Welt? Wenn Gottes Reich wächst, wieso hat die Kirche im Laufe ihrer Geschichte dann immer wieder versagt?

Am Ende wird nur Gott selbst diese Fragen beantworten können. Doch ich denke, dass uns das Gleichnis selbst eine Richtung weist. Gottes Reich wächst aus Gottes Kraft heraus. Und Gott wirkt oft leise und verborgen. Und Gott hat viel Geduld. Das zeigt sich schon an Jesus: Er wird im Stall geboren und nicht im Palast. Und als Erwachsener hat Jesus die Welt nicht umgekrempelt. Er hat keine Straßen und Paläste gebaut. Er hat keine Aktionsprogramme aufgelegt. Er ist Menschen in Not begegnetund hat sich für einzelne Zeit genommen. Und er hat Samenkörner eingepflanzt. Die Frauen und Männer, die mit ihm durchs Land gezogen sind. Und diese haben es wieder getan, bis hin zu uns. Gottes Reich wächst, aber eben anders, als menschliche Logik es sich manchmal wünscht.
Oder anders gesagt: Gottes Reich ist keine Titanic, die von dicken Dieselmotoren angetrieben wird. Es gleicht eher einem Segelboot, von Gottes Geist bewegt. 

Ein Samenkorn wird ausgesät. Mit der Zeit geht es auf. Es wächst und gedeiht. Ähren reifen und bringen Frucht. 

Jesus erzählt das Gleichnis, damit wir zuerst auf Gottes Kraft vertrauen. Unser Leben liegt nicht zuerst in unseren Händen. Es liegt in Gottes Händen. 

Das gilt für unser persönliches Leben mit seinen Irrungen und Wirrungen. 

Es gilt aber auch für den Weg unserer Kirche in Deutschland und in Altentreptow. Wir dürfen es Gott überlassen, was werden wird. Unsere Aufgabe ist es nur, treu den Samen des Wortes Gottes durch Wort und Tat auszusäen. Alles andere ist seine Sache. 

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen

So wie ein Samenkorn wie von selbst aufgeht, wächst und gedeiht bis die Körner in der Ähre reifen und die Ernte beginnt. Amen

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