Predigtreihe „Zukunft der Kirche“ 09.06.2024

09. Juni 2024 | Andachten

 


Predigt vom 09.06.2024


Predigtreihe „Die Zukunft der Kirche“

Salz & Licht – Predigt 3 – Mt 5,13-16

9Juni 2024- P. Dr. Michael Giebel

Bibeltext

13Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten.

14Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. 15Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. 16So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Predigt

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen

Liebe Gemeinde,
a) haben Sie heute Morgen ein Frühstücksei gegessen? Wenn ja, dann haben Sie es bestimmt mit etwas Salz gewürzt. Denn bei einem Frühstücksei ohne Salz fehlt doch etwas. Salz gibt vielen Speisen einen guten Geschmack. Jesus nimmt das Salz als Bild für die Aufgabe der christlichen Gemeinde. 

„Ihr seid das Salz der Erde.“ – „Ihr seid das Licht der Welt.“ Das sind große Worte. Jesus ist hier alles andere als bescheiden. 

Er sagt etwas ganz Grundsätzliches über alle, die ihm nachfolgen. Nicht nur seine Jünger und die ersten Hörerinnen und Hörer seiner Worte sind gemeint. Auch wir heute, die wir bewusst als Christen leben. Auch uns sagt Jesus: Ihr seid Salz und Licht.

Damit ist unser Handeln und Tun in der Gesellschaft angesprochen. „Lasst euer Licht leuchten vor den Leuten und eure guten Werke sehen“, sagt Jesus weiter. 

Ich frage einmal: Wo sind wir schon Salz und Licht? Nicht nur die Christen allgemein in unserem Land, sondern konkreter hier im Tollensewinkel und in Altentreptow? 

b1) Ich erlaube mir nun einmal ein sehr menschliches Urteil. Ich glaube, wir sind dabei schon gar nicht so schlecht. 

Wir bringen uns aktiv in unsere Gesellschaft ein. Wir sind beim Tag der Vereine präsent. Unsere Chöre treten bei öffentlichen Veranstaltungen auf und musizieren in den Heimen oder bei Ständchen. Wir arbeiten mit vielen Partnern zusammen, mit der Kulturschule, mit der Stadt, mit etlichen Vereinen in der Stadt und in den Dörfern, mit der Feuerwehr. Auch mit den diakonischen und sozialen Einrichtungen arbeiten wir zusammen. In sehr begrenztem Maße sind wir sogar als Gemeinde selbst diakonisch tätig. Auf kultureller Ebene bieten wir Konzerte an, auch in den Dörfern, und sorgen für den Erhalt vieler Kirchen als Denkmäler unserer Kultur. 

Wir brauchen uns mit unserem gemeindlichen Leben nicht verstecken. Natürlich kann man sich fragen, ob man mehr oder anderes machen könnte. Und natürlich gibt es viele schöne Ideen, und manches, was man sich noch wünschen würde.Doch insgesamt denke ich, sind wir hier schon auf einem guten Weg.

b2) Wie aber wird das in Zukunft sein, wenn wir deutlich weniger Christen sein werden? Bei vielen Dingen, die wir machen, kommen wir jetzt schon an unsere Grenzen. Das merken wir deutlich. Wir werden in manchen Dingen auf lange Sicht nicht wie bisher in der Gesellschaft präsent sein können. 

Aber zum Glück sind Salz und Licht zu sein sind keine Eigenschaften, die voneiner bestimmten Größe oder vielfältigem Engagement abhängen. Salz und Licht sind schon die zwei oder drei, die in Jesu Namen versammelt sind. 

Es reichen schon ein paar Salzkörner, um einer Speise einen guten Geschmack zu geben. Und es reicht schon ein kleines Licht, um im Dunkeln etwas zu sehen. 

Wenn Jesus seine Gemeinde als Salz und Licht versteht, dann meint er auch: Ihr seid anders als die Menschen um Euch herum. Es gibt also etwas, dass uns unterscheidet von der Gesellschaft im Allgemeinen. 

Die nächste Frage ist also, was den Unterschied macht.

c1) Schauen wir zuerst einmal, was diesen Unterschied nicht ausmacht.

Er liegt nicht in irgendeinem körperlichen Merkmal. Christen sind nicht von sich aus gesünder oder fitter als andere Menschen. 

Er liegt auch nicht in irgendeiner intellektuellen Fähigkeit. Christen sind nicht schlauer oder dümmer als alle anderen Menschen. 

Er liegt noch nicht einmal in den ethischen und moralischen Fähigkeiten. Auch Christen machen Fehler, handeln unmoralisch oder fromm gesagt: Wir sind auch Sünder und laden Schuld auf uns. 
(Und dennoch gilt: Wer nach Gottes Willen fragt und nach den 10 Geboten lebt, handelt moralisch und ethisch richtig und gut. Doch auch andere Menschen können ein moralisch gutes Leben führen. Manchmal sogar besser als manche Christen.)
Die moralische Qualität eines Christen macht also nicht den entscheidenden Unterschied zu seiner Umwelt. 

Der Unterschied liegt auch nicht in unserem gesellschaftlichen Einsatz und Engagement. Das ist gut und richtig. Jesus spricht darum auch von unseren „guten Werken“, die andere sehen sollen. Doch allein die guten Werke machen noch nicht den Unterschied. Denn auch andere Menschen tun gute Werke oder praktizieren Nächstenliebe.

c2) Was also macht diesen Unterschied aus, wenn er nicht in uns selbst oder in unserem Tun begründet liegt? 

Eine Antwort auf diese Frage finde ich in den Seligpreisungen der Bergpredigt. Jesu sagt sie unmittelbar vor dem Wort von Salz und Licht. 

„Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.“ Ich formuliere es einmal etwas um: Salz und Licht sind die, die ihr ganzes Vertrauen auf Gott setzen.

„Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.“ Das hieße dann: Salz und Licht sind die, die darauf verzichten, ihre Ansprüche mit Gewalt durchzusetzen. 

Oder: Salz und Licht sind die, die von Gott getröstet werden. 

Salz und Licht sind die, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten.

Salz und Licht sind die, die wie ein Kind Gott vertrauen.

Salz und Licht sind die, die Frieden stiften. 

Salz und Licht sind die, die um des Guten und um Gottes Willen Leid auf sich nehmen. 

c3) Zwei Dinge zeigen sich hier für mich. Das erste ist die Hoffnung und die Sehnsucht auf eine andere, bessere Welt. Als Christen hoffen wir, dass Gott einmal Himmel und Erde neu schaffen wird. Gott wird eine Welt voller Gerechtigkeit und Frieden schaffen. Als seine Kinder sehnen wir uns jetzt schon danach. Daher versuchen wir hier und heute, nach den Regeln von Gottes neuer Welt zu leben und damit unsere Welt aufzuhellen, freundlicher und lebenswürdiger zu machen. 

Dabei gibt es sicherlich eine Menge Gemeinsamkeiten mit anderen, die sich auch dafür einsetzen. Doch die Kraft, aus der wir als Christen leben, ist eine andere als die im Humanismus. 

Wir Christen leben und handeln aus der Kraft Gottes. Die Fähigkeit Salz und Licht zu sein, gründet sich darum zuerst in unserer Beziehung zu Gott. Diese Beziehung ist einzigartig. Und alles, was wir tun oder lassen, findet darin seine Besonderheit.

Als Menschen, die Jesus nachfolgen, sind wir von der Liebe Gottes berührt und verändert worden. (1. Joh 4,10-11) Und Gottes Liebe wirkt weiter in unserem Leben und verändert uns. Und darum kann diese Liebe Gottes durch uns wie Salz und Licht wirken. In unserem Tun geben wir darum ein Stück der Liebe Gottes weiter. Alles, was wir tun, soll darum von der Liebe Gottes bestimmt sein.

So, wie es auch die Jahreslosung für dieses Jahr sagt. Nicht ohne Grund schreibt Paulus: „Alles, was ihr tut, soll in Liebe geschehen.“ (1. Kor 16,14)

Was also macht den Unterschied? Es ist nicht die Tat an sich, sondern die Kraft, die durch uns wirkt, die Kraft der Liebe Gottes. Dadurch wird unsere Welt menschlicher und humaner. Doch darin erschöpft sich die Kraft der Liebe Gottes nicht. Sie wirkt viel weiter. Sie führt selbst zu Gott und zum Lob Gottes. 

Oder mit den Worten von Jesus gesagt: „damit sie eure guten Werke sehen, und euren Vater im Himmel preisen.“

Es geht also nicht um uns und unsere Fähigkeiten, sondern um Gott und seine Liebe, die er in uns hineinlegt. 

d) Was bedeutet das nun für jeden und jede von uns? Was bedeutet es für unsere Gemeinden hier in unserer Stadt und unseren Dörfern? 

Nun, ich denke, wir sollten nicht nachlassen mit dem, was wir tun. Was wir in unsere Gesellschaft einbringen, hängt immer von unseren Möglichkeiten ab.Manchmal fehlt es uns an Kraft oder Ideen. Doch wo es geht, sollten wir Gelegenheiten nutzen und uns in unsere Gesellschaft einbringen. 

Eines würde ich mir dabei aber noch wünschen. Wie gesagt, ich glaube wir sind schon ganz gut darin uns einzubringen. Doch dabei sind wir wohl eher wie das Salz. Und ich wünsche mir, dass wir auch noch mehr wie das Licht werden. 

Salz wirkt, so sage ich es einmal, eher im Verborgenen. Wenn es seine Wirkung entfalten soll, muss es sich auflösen. Es wirkt, ohne, dass es noch erkennbar ist. 
Ich glaube, so ist auch vieles, von dem was wir tun. Wir geben uns hinein in unsere Gesellschaft und vertrauen darauf, dass Gott mehr daraus macht, als wir sehen können. 

Das Licht wirkt dabei etwas anders. Es macht deutlicher, wofür es steht. Es wirkt nicht im Verborgen. Ganz im Gegenteil. Es erhellt die Dunkelheit und macht manches Verborgene sichtbar. Selbst ein kleines Licht ist aus ziemlich großer Entfernung zu sehen. Und das richtige Licht sorgt für eine gute Atmosphäre und Stimmung.
Hier denke ich, könnten wir noch etwas zulegen. Also nicht nur etwas Gutes tun, sondern dabei auch von Gott und seiner Liebe weitersagen. Also unseren Glauben sichtbar machen. Nicht aufdringlich, aber doch auch mutig. 

e) „Ihr seid das Salz der Erde.“ – „Ihr seid das Licht der Welt.“ Das sind große Worte. Jesus ist hier alles andere als bescheiden.

Die Kraft dieser Worte kommt dabei von Gott. Wir müssen nicht erst Salz und Licht werden. Das sind wir bereits. Aber wir können und sollen bewusst und absichtsvoll in unsere Gesellschaft hineinwirken. Mit den Mitteln und Möglichkeiten, die wir haben und die sich uns bieten. Heute schon und auch in Zukunft, dass viele es sehen und hören und unseren „Vater im Himmel preisen.“(v. 16)

Amen

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen

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