Wir möchten Lieder singen, die von der Freude klingen“
Predigt zum Reformationstag 31.10.2024
Liebe Gemeinde,
a) „Wir möchten Lieder singen, die von der Freude klingen“. Das soll heute das Motto meiner Predigt sein. Und ich nehme damit ein Lied auf, dass offenbar genauso alt ist wie ich selbst. Aber es ist etwas frischer und spritziger als ich es inzwischen bin. Reinhold Schmidt hat es geschrieben.
„Wir möchten Lieder singen, die von der Freude klingen“. Unser Landesposaunenwart Martin Huss hat sich dieses Lied in diesem Jahr auf die Fahnen geschrieben. Und bei fast jedem Konzert des Jugendposaunenchores Querblech wurde es gespielt und mit den Zuhörern gesungen. Auch hier, als Querblech am 18. August in St. Petri ihr Konzert gaben. Martin Huss bemerkte dazu immer, dass es ja auch seine Aufgabe als Landesposaunenwart sei, neues Liedgut in die Gemeinden zu bringen. Und da haben wir gedacht: Nehmen wir doch seinen Vorschlag auf und singen einfach mal dieses schöne Lied. Die Melodie ist ein echter Ohrwurm. Und vielleicht kommt er Ihnen ja auch bekannt vor.
b) Jetzt haben Sie hoffentlich einen Ohrwurm, der Sie durch diese Predigt und diesen Gottesdienst begleitet. So ein Ohrwurm kann manchmal ja auch etwas nervig sein. Auch Werbejingles sind gerne mal Ohrwürmer. Das ist am Anfang vielleicht noch lustig, dann aber bald nervig oder lästig.
Manchmal kommt einem so ein Ohrwurm aber auch einfach so in den Sinn. Dann ist er ein Ausdruck von etwas, dass in einem drin ist. Vielleicht eine bestimmte Stimmung oder eine Erinnerung oder Freude, die sich Bahn bricht. Mich erinnert das an ein Jesuswort. Er hat einmal gesagt: „Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus dem guten Schatz seines Herzens; denn wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.“ (Lk 6,45) So kann eine fröhliche Melodie auf den Lippen Ausdruck dessen sein, was unser Herz erfüllt.
c) Vor rund 500 Jahren hatte Martin Luther darum eine Idee. Man könnte salopp sagen: Er wollte den Menschen gute Ohrwürmer ins Ohr setzen. Das sollten Lieder sein, die das Herz mit Gottes gutem Wort erfüllen. „Psalmen für das Volk“ war das Motto. Und so dichtete Luther selber einfache Lieder. Manche davon singen wir heute noch, z.B. den Reformationstagsklassiker „Ein feste Burg ist unser Gott“. Oder bald in der Weihnachtszeit „Vom Himmel hoch, da komm ich her“. Das ist auch heute noch weit bekannt, sogar über unsere Kirchenmauern hinaus.
Die Idee Luthers führte dazu, dass 1524 die ersten Gesangbücher gedruckt wurden. Als erstes kam das „Achtliederbuch“ des Nürnberger Druckers Jobst Gutknecht auf den Markt. Von den 8 Liedern waren gleich vier von Martin Luther. In Erfurt erschien das „Enchiridion“ und in Wittenberg das „Geistliche Gesangbuch“ des Kantors Johann Walter. Es enthielt auch schon mehrstimmige Chorsätze. 500 Jahre ist das her. Der Gemeindegesang wurde zu einem Markenzeichen evangelischer Frömmigkeit, denn vorher schwieg die versammelte Gemeinde in den Gottesdiensten. Und wie schön ist es, dass das gemeinsame Singen längst ein ökumenisches Gut geworden ist.
Immer wieder wurden Gesangbücher aufgelegt und gedruckt. Sie waren dabei viel mehr als nur ein Liederbuch. Sie sind auch Erbauungs- und Trostbücher. Manches Lied wurde dabei zum Klassiker wie „Der Mond ist aufgegangen“. Eines schaffte es sogar in die deutschen Single-Charts: „Danke für diesen guten Morgen“.
Die Idee Luthers ging also auf. Durch geistliche Lieder wurden die Herzen mit Freude und Trost erfüllt.
Doch dabei bleibt es nicht stehen. „Denn wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.“ (Lk 6,45) Für Luther war auch wichtig: „Wer die frohe Botschaft des Evangeliums glaubt, der muss auch fröhlich davon singen, dass auch andere es hören und herkommen.“ (https://www.ekd.de/psalmen-fuer-das-volk-500-jahre-evangelisches-gesangbuch-82649.htm ) Gute Musik ist ansteckend, könnte man sagen. Oder anders gesagt: Ohrwürmer pflanzen sich fort, vom Mund zum Ohr, ins Herz und wieder zum Mund.
d) Darum singen wir also heute „Wir möchten Lieder singen, die von der Freude klingen“.
Nun könnte jemand sagen, dass eine fröhliche Melodie angesichts so manches schweren Leids doch wohl etwas dünn ist. Was kann ein Lied schon ändern, wenn jemand schwer krank ist? Oder was kann ein Lied bewirken, in den Krisen um uns herum?
Nun sollte man nicht die therapeutische Wirkung von Musik unterschätzen. Doch mir ist noch etwas anderes wichtig. Die Lieder in unseren Gesangbüchern bieten ja viel mehr als nur ein oberflächliches Geplärre. Natürlich gibt es die seichten und leichten Melodien und Texte. Doch daneben gibt es viele Lieder, die um die Härten des Lebens wissen. Hier auf unserer Kanzel ist Paul Gerhard abgebildet. Ich denke an eines seiner Lieder: „Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt. Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.“ (EG 361,1) Generationen von Menschen haben darin Trost gefunden. Und wie oft habe ich es selbst schon laut und leise gesungen, wenn mir das Herz schwer war.
Der Grund dieses Trostes ist dabei tief in Gott verankert. Die Freude, von der wir singen, ist darum viel mehr als eine fröhliche Partystimmung. Die darf und soll es natürlich auch geben, auch in unseren Liedern. Doch diese Freude macht sich zuerst in Gott fest. Denn er hält unser Leben in seiner Hand. Darauf baut auch unser fröhliches Lied heute Morgen auf. Jesus hilft in allen Lagen, er gibt Orientierung bei schweren Entscheidungen und er richtet uns auf Gottes Ewigkeit aus. Diese Freude kommt von Gott. Und diese Freude soll unser Herz ganz erfüllen. Sie bleibt der Grundton, auch wenn unser Lebenslied vielleicht gerade in Moll spielt.
e) „Wir möchten Lieder singen, die von der Freude klingen“. Mit diesem Lied möchte ich Ihnen einen Ohrwurm in den Sinn geben. Eine fröhliche Melodie, die mit der Zeit auch etwas nervig werden kann. Aber auch eine Melodie mit einem Text, der uns immer wieder auf Gott ausrichtet.
Wenn Ihnen dies Lied nicht gefällt, dann bieten wir Ihnen fast jeden Sonntag ein anderes Lied an. Elisabeth und Johannes Prinzler spielen immer ein Predigtlied ein, dass man über unseren Youtube-Kanal hören kann. Den Link dazu bekommen Sie über die PetriNews per WhatsApp oder E-Mail.
Und wenn Sie es lieber analog haben, dann nehmen Sie sich doch das Gesangbuch. Schauen Sie dort nach Liedern, die das Herz erwärmen und mit Freude füllen. Denn gute Ohrwürmer kommen aus dem Herzen und gehen zu Herzen.
Amen
Und der Friede Gottes, bewahre unsere Sinne und Herzen in Jesus Christus, unserem Herrn. Amen