Andacht 29.04.2025

29. April 2025 | Andachten

 


Predigt Mk 16,9-20 – 27. April 2025

Bibeltext Mk 16,9-20

9Früh am ersten Wochentag war Jesus vom Tod auferstanden. Zuerst zeigte er sich Maria aus Magdala, die er von sieben Dämonen befreit hatte. 10Sie machte sich auf den Weg und erzählte es denen, die bei ihm gewesen waren – und die jetzt trauerten und weinten. 11Die konnten nicht glauben, was sie von Maria hörten: »Jesus lebt! Ich habe ihn gesehen.«

12Danach zeigte sich Jesus zwei Jüngern. Er kam in fremder Gestalt zu ihnen, als sie zu einem Ort auf dem Land unterwegs waren. 13Da kehrten sie um und erzählten es auch den anderen. Aber auch den beiden glaubten sie nicht.

14Schließlich zeigte sich Jesus den elf Jüngern, als sie gerade beim Essen zu Tisch lagen. Er warf ihnen vor, dass sie nicht geglaubt hatten und uneinsichtig gewesen waren. Denn sie wollten denen nicht glauben, die ihn nach seiner Auferstehung gesehen hatten. 15Jesus sagte zu den elf Jüngern:

»Geht in die ganze Welt hinaus.
Verkündet allen Menschen die Gute Nachricht.
16Wer glaubt und sich taufen lässt, den wird Gott retten.
Wer nicht glaubt, den wird Gott verurteilen.
17An folgenden Zeichen sind die Menschen zu erkennen, die an mich glauben:
Sie werden in meinem Namen Dämonen austreiben
und in unbekannten Sprachen reden.
18Wenn sie mit bloßen Händen Schlangen anfassen
und tödliches Gift trinken, wird ihnen nichts passieren.
Kranken werden sie die Hände auflegen, und sie werden gesund.«

19Nachdem Jesus, der Herr, das zu den elf Jüngern gesagt hatte, wurde er in den Himmel aufgenommen. Er setzte sich an die rechte Seite Gottes.

20Die elf Jünger zogen los und verkündeten überall die Gute Nachricht. Der Herr war mit ihnen am Werk und bestätigte ihre Worte durch viele wunderbare Zeichen.

Predigt 

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus. Amen

Liebe Gemeinde, 

a) letzten Sonntag, zum Osterfest, hatte ich über diese Karte hier gepredigt. Sie zeigt drei Frauen am Grab. Das Markusevangelium erzählt, wie die drei Frauen von der Begegnung mit dem Engel überwältigt und regelrecht sprachlos waren. Sie fürchteten sich und flohen erst einmal. 

In den ältesten Handschriften des Markusevangeliums ist hier Schluss. Kein Wort der Osterfreude. Kein Wort davon, wie Jesus den Jüngerinnen und Jüngerndann tatsächlich begegnete. Kein Wort davon, wie es weiterging. 

Aber so kann man nicht Ostern feiern. Auf der Karte hier schauen darum nur zwei Frauen verängstigt. Die dritte Frau strahlt schon die Osterfreude aus. Und auf der Rückseite sehen wir die Spuren des Auferstandenen als Fußspuren aus Licht. Auferstehung ohne die Osterfreude und den Auferstandenen, das geht nicht. 

So ging es auch den frühen Christen. Im zweiten Jahrhundert, da kannten die Christen auch die anderen Evangelien schon. Alle wussten, die Geschichte mit Jesus war weitergegangen. Das Markusevangelium durfte doch nicht mit den Worten „Sie fürchteten sich so sehr.“ enden. Und so kamen einzelne auf eineIdee. Sie machten es ganz ähnlich wie die Künstlerin auf ihrer Karte. Sieerzählten, wie es mit Jesus und seinen Jüngern weiterging, und schrieben den fehlenden Schluss dazu. Also auch bei Markus Osterfreude und Begegnung mit dem Auferstandenen. 

b) Wir haben diesen Schlussabschnitt des Markusevangeliums vorhin als Lesung gehört. Er nimmt zusammenfassend auf andere biblische Texte Bezug. Gleichzeitig setzt er dabei eigene Pointen. Sie zeigen, was den Christen Mitte des zweiten Jahrhunderts wichtig war. Und ich glaube, dass da auch für uns ein paar gute Gedanken drinstecken. 

c) Jesus hat einen klaren Auftrag für die Jünger. Die Jünger stehen hier für die Kirche als Ganze. Es ist also auch ein Auftrag an uns heute: „Geht in die ganze Welt hinaus. Verkündet allen Menschen die Gute Nachricht.“ 

Die Gute Nachricht ist die Geschichte von Jesus und was sie für die Menschen bedeutet. Diese Gute Nachricht hat ein Ziel. Sie will bei den Menschen Glauben an Jesus, den Sohn Gottes, wecken. Die Verkündigung der Guten Nachricht mündet in der Taufe. Die Taufe ist für die Christen wichtig. Denn mit der Taufe wird ein Mensch in die christliche Gemeinde aufgenommen. 

Die Verkündigung der Guten Nachricht wird dabei durch Zeichen und Wunder begleitet. Unser Bibelabschnitt listet eine ganze Reihe solcher Wunder auf. Die Frage nach Wundern heute, will ich nicht jetzt nicht bedenken. In jedem Fall kann man sagen, dass zur Verkündigung auch ein entsprechendes Handeln gehört. Wort und Tat müssen einander entsprechen. 

Die Jünger und ihre Nachfolger haben den Auftrag von Jesus ernst genommen. Es ist nicht bei der kleinen, verängstigten Gruppe im Jahr 30 n. Christus geblieben. „Die erfolgreichste Geschichte der Welt“ nannte die Wochenzeitschrift „Die ZEIT“ ihr Dossier in der Osterausgabe. („Die erfolgreichste Geschichte der Welt“, Moritz Aisslinger, Die ZEIT Nr. 16/2025 16. April 2025, S. 13-15.) Waren es anfangs nur wenige Frauen und Männer, so wuchs ihre Zahl durch die Jahrhunderte schnell an. Noch innerhalb der ersten Generation verbreitete sich der Glaube in weiten Teilen des römischen Reiches und sogar darüber hinaus. Und diese Bewegung hält bis heute an. 

d) Wir können das als eine Erfolgsgeschichte feiern. Und gerade in der Osterzeit tun wir dies in besonderer Weise. Doch andererseits ist es in unserer Gesellschaft nicht selbstverständlich, dass Menschen an Jesus glauben, sich taufen lassen und bewusst als Christen leben. 

Das war auch damals, im zweiten Jahrhundert schon so. Sogar noch mehr als heute. Christ zu sein war damals unpopulär. Es gab Druck von staatlicher Seite, weil die Christen den Kaiser nicht als Gott verehren wollten. Und von der breiten Masse wurden sie verachtet, weil sie nicht an den heidnischen Straßenfesten zu Ehren der Götter, an den brutalen Gladiatorenspielen, Wagenrennen oder Tierhatzen teilnahmen. Die ZEIT nennt sie die „antiken Spaßbremsen“. Und doch wächst ihre Zahl innerhalb von 100 Jahren, so die Schätzung, von 10.000 auf über 150.000 an. Selbst, dass immer wieder Christen öffentlich in den Arenen hingerichtet werden, bremst das Wachstum nicht. Es sind rückblickend wohl nicht die Wunder, die dieses Wachstum hervorbringen, sondern eine revolutionär gelebte Nächstenliebe und die Hoffnung auf das ewige Leben. Christ zu sein, war damals keineswegs selbstverständlich. Und dennoch wuchs ihre Zahl. Der Glaube war auf merkwürdige Weise ansteckend. 

e) Wie ist das heute? Die Zahl der Christen schrumpft in Deutschland. Der Glaube wirkt auf viele nicht mehr anziehend. Und dennoch achten viele Menschen den christlichen Glauben, auch wenn sie ihn nicht teilen. 

Im Nordkurier konnte man am Karsamstag folgende Überschrift lesen: „Umfrage: Christentum – ganz nett, aber bitte kein tiefer Glaube.“ Der Nordkurier berichtete über eine Umfrage. Gleich der erste Satz fasste das Ergebnis zusammen: „Nächstenliebe ja, Auferstehung nein.“ (Nordkurier/Kurier Blickpunkt, Umfrage: Christentum – ganz nett, aber bitte kein tiefer Glaube, von Paula Konersmann, Samstag, 19. April 2025, Seite 21.) Viele Menschen schätzen das diakonische Engagement der Kirchen. Aber mit den Glaubensinhalten können immer weniger etwas anfangen. 

Was machen wir mit dieser Wahrnehmung? Auf der einen Seite steht da die Aufforderung von Jesus, die Gute Nachricht zu verkünden. Auf der anderen Seite stößt die Gute Nachricht nur auf ein geringes Interesse. Dieses Dilemmabeschäftigt zurzeit viele Christen. Dabei gibt es sehr unterschiedliche Lösungsansätze.

Die will ich nun nicht alle darlegen. Vor allem glaube ich, dass es mehr als eine Art und Weise gibt, darauf zu reagieren. Allerdings machen mich solche Ansätze skeptisch, die dem Muster des Zeitungsartikels folgen. Also nach dem Motto: mehr Nächstenliebe und weniger traditionelle Glaubensvorstellungen. Ich fürchte, dass dabei die Nächstenliebe ihr Fundament verliert. 

Es kann nicht darum gehen, dass eine gegen das andere auszuspielen. Nächstenliebe ist wichtig. Doch auch der Glaube ist wichtig. Als Pastorbeschäftigt mich die Frage, wie wir heute Menschen zum Glauben einladen können. Ich erlebe, dass die Hürden dafür enorm hoch sind. Und doch will ich nicht darauf verzichten. Ich als Pastor und auch wir als Kirche dürfen uns nicht auf unser kulturelles, diakonisches oder rein gemeindliches Engagement zurückziehen. 

f) Wie kann man also heute auch inhaltlich über den Glauben nachdenken und zu ihm einladen? 

Meine momentane Antwort ist dieses kleine Heft: „Nachdenken über Gott“. Ich frage hierin, wie man anfangen kann, über Gott nachzudenken. Dabei denke ich an Menschen, die bisher wenig oder noch nie über Gott nachgedacht haben. Ich versuche dies in einer einfachen Sprache. Und ich gebe dem Leser die Freiheit, das Ganze wie eine Gedankenexperiment erst einmal mitzumachen. Man kann also auch jederzeit aus dem Experiment wieder aussteigen. 
Um uns herum leben Tausende Menschen, die ohne Gott leben. Und ich hoffe, ihnen mit diesem Heft ein unverbindliches Angebot zu machen, sich mit Gott einmal zu beschäftigen. Schön wäre es natürlich, wenn bei vielen daraus mehr werden würde. 

Ich habe dieses Heftchen also nicht für Sie, liebe Gemeinde, geschrieben. Es ist für Ihre Nachbarn, für Familienangehörige, für Ihren Freundeskreis gedacht. Ich hoffe, auf diese Weise ein Stück weit dem Auftrag von Jesus zu entsprechen. „Verkündet allen Menschen die Gute Nachricht.“ Und ich würde mich freuen, wenn Sie mir dabei helfen. Verschenken Sie das Heft gerne weiter. Vielleicht einfach so, vielleicht legen Sie es bei Geburtstagsgeschenken mit dazu. Regen wir die Menschen an, sich mit Gott wieder zu beschäftigen. Geben wir ihnen mal einen anderen Gesprächsstoff als die üblichen Themen. 

g) „Die elf Jünger zogen los und verkündeten überall die Gute Nachricht. Der Herr war mit ihnen am Werk und bestätigte ihre Worte durch viele wunderbare Zeichen.“ Das sind heute die letzten Worte des Markusevangeliums. Sie wurden dabei erst viel später geschrieben. Sie blickten also schon auf wohl mindestens 100 Jahre christlichen Glaubens zurück. Was klein begonnen hat ist gewachsen und groß geworden. 

Der Glaube lebt und breitet sich aus. Daran lasst uns auch heute mitwirken und unseren Teil dazu beitragen. Und wer weiß, welche Wunder wir heute dabei erleben können. Amen 

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen

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