Andacht 16.03.2025

18. März 2025 | Andachten

 

Predigt 16.03.2025


Jeden Tag Geburtstag!

Predigt zu Mk 10,13-16, zum Taufgottesdienst am 16.03.2025

Mk 10,13-16:

Einige Leute brachten Kinder zu Jesus. Sie wollten, dass er ihnen die Hände

auflegte. Aber die Jünger wiesen sie schroff zurück.

Als Jesus das merkte, wurde er zornig und sagte zu ihnen:

»Lasst doch die Kinder zu mir kommen, hindert sie nicht daran! Denn für

Menschen wie sie ist das Reich Gottes da. Amen, das sage ich euch:

Wer sich das Reich Gottes nicht wie ein Kind schenken lässt, wird nie

hineinkommen.«

Dann nahm er die Kinder in die Arme, legte ihnen die Hände auf und

segnete sie.

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn

Jesus Christus. Amen.

Liebe Gemeinde,

(1) jeden Tag Geburtstag – damit hätten Kinder vermutlich kein Problem.

(Wir Erwachsene vielleicht schon eher, denn irgendwann ist man ja 18, und

da kann man endlich Auto fahren und das reicht ja.) Aber Kinder fänden das

sicher eine tolle Sache: jeden Tag im Mittelpunkt stehen, mit Kuchen am

Bett und einem Lied geweckt werden. Dann gibt es das Mittagessen, was

sie sich wünschen. Und in der Schule ausnahmsweise mal keine

Hausaufgaben. Doch vor allem gibt es Geschenke. Da stecken

Überraschungen und Freude drin. Das ist wahrscheinlich das Beste an so

einem Geburtstag.

Kinder können das alles richtig genießen, von vorne bis hinten, von der

ersten bis zur letzten Minute.

Jeden Tag Geburtstag feiern – für Kinder eine klasse Sache.

(2) Szenenwechsel: „Was ist ein Geburtstag?“ fragt der kleine Elijah. „Das

kennen wir hier in Israel zur Zeit von Jesus gar nicht. Und Geschenke gibt es

für uns auch nicht gerade viel, höchstens mal eine extra Feige. Ansonsten

interessiert sich kaum einer für uns Kinder. Das ist aber gar nicht so

1schlecht, da haben wir mehr Zeit zum Spielen. Und bei den Großen zählen

wir gar nicht.

Als Jesus kam, war das anders. Meine Mutter nahm mich an die Hand, wir

gingen auf den Marktplatz. Da war Jesus und erzählte gerade den Leuten

was. Wie die anderen Eltern auch wollte meine Mutter mit mir zu Jesus. Er

sollte uns Kindern seinen Segen geben. Das kannte ich schon, mein Opa

hatte mich auch schon öfter gesegnet. Doch dann kamen die Freunde von

Jesus und wollten uns wieder wegschicken. Aber da kriegten sich die

Erwachsenen erst so richtig in die Wolle. Mann, war mir das peinlich, dass

die sich wegen mir so streiten. Am liebsten wäre ich einfach weggerannt.

Die stritten so laut, dass Jesus herkam. Der hat dann seine Freunde

erstmal zusammengestaucht.

Danach hat Jesus uns Kindern nicht einfach nur die Hände aufgelegt. Er hat

uns vor die ganzen Erwachsenen hingestellt. Hat irgendwas gesagt, sie

sollen so sein wie wir Kinder. Ich hab mir das nicht so genau gemerkt. Und

dann hat er jeden einzelnen von uns umarmt. Erst dachte ich, uuuh,

fremder Mann und so. Aber dann fühlte sich seine Umarmung richtig gut

an. Die Erwachsenen rundherum machten große Augen. Dass Jesus

jemanden umarmt, kam wohl nicht so oft vor.

Ich weiß zwar nicht, was Geburtstag ist. Aber wenn das so ist, wie wenn

sich einmal alles um einen dreht und man ganz wichtig ist für die anderen,

dann war das bei Jesus wohl wie Geburtstag haben.“

(3) Liebe Gemeinde, dass Jesus die Kinder damals in die Mitte stellte, war

etwas Außergewöhnliches. Kindern so eine bedeutende Stellung, gar so

eine Vorbildfunktion einzuräumen, war absolut unüblich.

Wir Erwachsene sollen zu solchen Menschen werden wie die Kinder. Das

meint jetzt nicht, wir sollen Mützen und Radiergummis verbummeln und ein

paar Trotz-Tränchen rausdrücken, wenn etwas nicht so geht, wie wir das

wollen. Eine ganz andere Sache ist Jesus wichtig: die Kunst, sich

beschenken zu lassen. Eine Kunst, die Kinder beherrschen.

Wenn wir ein Geschenk erhalten, rotieren unsere Erwachsenen-Gedanken

oft gleich los. Vor allem geht es um zwei Fragen: 1) „Oh, eine Eintrittskarte

ins Theater! Die war sicher sehr teuer. Was kann ich denn dann beim

nächsten Geburtstag zurückschenken, um das irgendwie wieder gut zu

machen?“ oder die zweite Frage: 2) „Oh, eine Eintrittskarte ins Theater! Das

2ist doch viel zu viel, das wäre doch nicht nötig gewesen. Eine Tafel

Schokolade hätte doch auch gereicht.“

In beiden Fällen fällt es uns schwer, uns beschenken zu lassen. Die

Geschenke einfach so für sich stehen zu lassen, sie zu genießen und sich

darüber ehrlich zu freuen.

Dahinter steht die Furcht: „Ich bin es nicht wert, dass ein anderer mir ein so

tolles Geschenk macht.“ Die Furcht, nicht genug zu sein, nicht genug

geleistet zu haben. Und schon schieben wir innerlich der Freude am

Geschenk einen Riegel vor, als ob es falsch wäre, sich über ein Geschenk

riesig und herzlich zu freuen. Als ob es falsch wäre, es einfach

anzunehmen.

Jesus wusste, dass Kinder das noch viel besser, viel unverfälschter

hinkriegen als wir. Jeden Tag Geburtstag und Geschenke? Kein Problem für

die Lütten.

(4) Nun hält Jesus ein richtig tolles Geschenk für uns alle parat: das Reich

Gottes. Jesus sagt: „Wie die Kinder ein Geschenk annehmen und sich

darüber freuen, so nehmt doch bitte auch das Reich Gottes an.“

Das Reich Gottes ist ein Geschenk, etwas, das Gott gibt, ohne dass wir in

Vorleistung gehen müssen. So, wie eben ein Kind einfach so ein Geschenk

annimmt.

Das Reich Gottes ist nun kein Karton mit einem Schleifchen drum. Es lässt

sich vielmehr vergleichen mit einer großen Familie und Gott ist das

Familienoberhaupt. Er sorgt für alle. Es ist wie ein großes Haus, in dem man

wohnt und in dem man sich wohlfühlt. Sogar mit den Familienmitgliedern

versteht man sich. Und Jesus wohnt mittendrin. Da weht der Heilige Geist

wie eine frische Brise durch die Gemäuer.

Das Reich Gottes ist wie ein Zuhause, eine Hand, die unsere hält.

Im Laufe der Menschheitsgeschichte haben einige versucht, dieses

himmlische Reich selbst zu machen oder mit Gewalt aufzurichten. Doch

das läuft nicht.

Dass wir in diesem Reich leben können, ist ein Geschenk von Gott. Wohl

gemerkt: es ist ein Geschenk. Zwar gehört es in unserer Kultur zum guten

Ton, ein Geschenk auch anzunehmen. Aber natürlich muss man das nicht.

Man kann es auch auf dem Dachboden lagern, weil man es gerade nicht

3braucht.

Gott lässt uns auch die Freiheit: Wir können sein Geschenk annehmen –

oder auch nicht.

(5) Liebe Gemeinde, können Sie sich erinnern, wie das war, als sie Kindern

einmal, sagen wir, Gummibärchen ausgeteilt haben? Mal davon

abgesehen, dass die Kleinen mit Rufen und Schreien ihrer Freude Ausdruck

verleihen und mehr fordern – mit ihren Händen formen sie eine große

Schale. Damit möglichst viel reinpasst.

Wenn wir nun wie Kinder das Reich Gottes empfangen, dann stelle ich mir

das genau so vor: Wir stehen vor Jesus mit offenen, leeren Händen, die

darauf warten, gefüllt zu werden.

Meistens fällt es uns ja schwer, irgendwohin mit leeren Händen zu

kommen. Da wird noch schnell um das Marmeladenglas ein Schleifchen

gebunden oder die Pralinenschachtel rausgesucht.

Doch bei Jesus brauchen wir leere Hände, damit er sie füllt. Dazu braucht

es Mut und Ehrlichkeit. Zugeben, dass ich geliebt und beachtet werden will,

dass ich so behandelt werden möchte, als ob ich etwas ganz Besonderes

wäre und jeden Tag Geburtstag hätte. Zugeben, dass weder mein

Ehepartner noch Familie oder Freunde genau das schaffen. Auch meine

Kinder sind nicht dazu da, um diese Sehnsucht nach Akzeptanz und Liebe

zu stillen.

Zu dieser Sehnsucht zu stehen, dazu braucht es Mut und Ehrlichkeit. Meine

Hände sind leer, mein Herz ist leer, und ich warte darauf, dass sie gefüllt

werden.

Jesus Christus sagt: „Streck deine leeren Hände aus wie die Kinder. Ich

fülle sie dir mit meiner Liebe. Dass du zu mir gehörst und bei mir ein

Zuhause findest.“

Das ist noch nicht einmal wie Weihnachten, wo gefragt wird, ob man auch

brav war. Nein, es ist wie Geburtstag. Jesu Geschenk gibt es ohne

Vorleistung, ohne Gegenleistung.

Als Zeichen dafür steht die Kindertaufe. Heute haben wir Anastasia getauft.

In der Taufe hat Gott ihr und auch uns gezeigt, dass seine Liebe so ein

Geschenk ist, das ohne Vorleistung gilt.

Ich wünsche Anastasia und auch jedem von uns, der getauft ist, dass die

4Taufe nicht wie ein unwillkommenes Geschenk auf dem Dachboden

verstaubt. Ich wünsche Anastasia und uns, dass wir dieses Zeichen der

Liebe Gottes in uns wirken lassen, so wie die Kinder sich einfach

beschenken lassen.

Denn in Jesu Augen sind wir wertvoll und etwas Besonderes, so wie wenn

wir jeden Tag Geburtstag hätten.

Und der Frieden Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre

unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

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